Aktien und Anleihen: Korrelationen
- 2. August 2023
- Dr. Stephan Müller
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Gern wird der Zusammenhang zitiert, dass wenn es an den Aktienbörsen mal abwärts geht, dann gibt es eine Flucht in Anleihen, weil der Anleihemarkt mit dem Aktienmarkt negativ korreliert sei. Weiter heißt es dann, dass diese negativen Korrelationen aber im Zeitablauf nicht stabil seien, sondern mal mehr und mal weniger stark seien.
Wir können im Schaubild sehen, dass die Korrelation gelegentlich bis auf -0.6 sinkt, so in den Jahren 2015/16, Ende 2018 und im Frühjahr 2020. Im Jahresdurchschnitt liegt die Korrelation allerdings so zwischen -0,2 und -0,4.
Im Abstand von rund 2 Jahren kommt es aber vor, dass die Korrelationen von Aktien und Anleihen auch mal positiv sind und sich die Kurse beider Anlageklassen dann für eine sehr kurze Zeit in die gleiche Richtung bewegen. Gleichwohl nur für sehr kurze Zeit und es geht in wenigen Wochen wieder in die bekannte Region von -0,2 bis -0,4.
Was kann ich als FinanzberaterIn mit diesen Informationen anfangen?
Korrelation sind das Kernelement in der Portfoliotheorie: Um ein diversifiziertes Portfolio konstruieren zu können, sind Anlageklassen notwendig, die entweder gar nicht miteinander korrelieren, also eine Korrelation von Null haben, oder sie haben zu den anderen Anlageklassen im Portfolio eine negative Korrelation. Ich kann kein diversifiziertes Portfolio bauen, wenn alle Anlageklassen in die gleiche Richtung laufen.
Für die tägliche Beratungspraxis bedeutet dies, dass ich meinen Kunden nicht nur *einen* Aktienfonds oder *einen* Rentenfonds empfehle, sondern eine Mischung daraus. Im Idealfall natürlich diejenige Mischung (Portfolio), dessen Rendite-Risiko-Profil genau zum Profil des Kunden passt.
Mit den jüngsten rasanten Zinsschritten nach oben sind übrigens die Korrelationen für mehrere Monate positiv gewesen und jetzt, wo sich andeutet, dass es nur noch vereinzelt und maßvolle Zinsanhebungen geben wird, fällt auch die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen wieder in ihre Wohlfühlzone zurück. Es ist also nicht notwendig, Anpassungen im Portfolio unserer Kunden vorzunehmen oder anders ausgedrückt: Wenn es vor den Zinsanhebungen zu Veränderungen im Portfolio unserer Kunden gekommen ist, dann wäre es jetzt Zeit, diese Anpassungen wieder zurückzunehmen.
Gleichwohl nur nach ausgiebiger Analyse und individualisiert für jeden Kunden.