Wirtschaftswachstum und Prognosen
- 9. August 2023
- Dr. Stephan Müller
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Was soll man davon halten?
Viele Forschungsinstitute und Banken erstellen Prognosen zur weiteren Entwicklung des BIP in Deutschland. Und obwohl allen die gleichen Informationen vorliegen, kommen sie doch zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Beispielhaft sind im Schaubild fünf Prognosen dargestellt.
Wieso kommen die denn nicht zu den gleichen Ergebnissen?
Jedes Institut hat ein Modell erstellt, wie aus ihrer Sicht die Wirtschaft in Deutschland funktioniert. Und dies bedingt, dass zwar größtenteils die gleichen Variablen verwendet werden, aber sie werden in Formeln anders zusammengesetzt und ihre Gewichtungen sind von Modell zu Modell verschieden.
Der Blick in die Zukunft bedeutet aber auch, dass mit Szenarien gearbeitet werden muss:
Wie lange wird der Ukraine-Krieg noch dauern?
Wie hoch ist die Gefahr, dass eine schwere Energiekrise aufzieht?
Welche geopolitischen Konflikte verschärfen sich?
Wie entwickeln sich Inflation und Zinsen weiter?
Und je nachdem, welche Szenarien ein Institut in sein Modell integriert und wie hoch es die Eintrittswahrscheinlichkeit taxiert, kommt in ihrem individualisierten Modell etwas anderes heraus als im Modell des nächsten Instituts.
Was kann ich damit als FinanzberaterIn nun anfangen?
In dem Moment, in dem die Prognosen veröffentlicht werden, also im April und Juni, reagiert die Börse in wenigen Sekunden. Es hatten sich zuvor Erwartungen gebildet, die nun mit der Prognose verglichen werden. Werden die Erwartungen positiv übertroffen durch die veröffentlichte Prognose, wird der Aktienmarkt steigen, werden die Erwartungen getroffen, passiert gar nichts. Wird die Erwartung enttäuscht: Abwärts an den Aktienmärkten!
Sobald wir FinanzberaterInnen überhaupt Kenntnis von den Prognosen bekommen haben, ist die Reaktion an den Börsen bereits passiert.
Ohnehin ist es keine weise Entscheidung, in einem Altersvorsorge-Kontext kurzfristig auf Bewegungen am Aktienmarkt zu reagieren. Weise ist es, stets voll investiert zu bleiben!
Kurzum: Die Prognosen zeigen die Tendenz, in welche Richtung es an den Aktienmärkten gehen wird, aber wir stellen deshalb die Vermögensaufteilung unserer Kunden nicht ohne eine weitere und individualisierte Analyse um. Jedenfalls nicht allein aufgrund der veröffentlichten Prognosen!