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Das Wichtigste im Überblick
Für den Begriff ESG gibt es noch keine allgemein anerkannten Vorgaben – jeder versteht in Grundzügen zwar das Gleiche, darüber hinaus aber auch etwas Anderes.
Für Fondsmanager ist es eine Herausforderung…
Für FinanzberaterInnen ist es wichtig, sich Informationen von den Fondsmanagern zu holen, um adressatengerecht ihre Kunden beraten zu können.
Mal angenommen, wir gingen in eine Fußgängerzone und fragten dort ein paar vorbeieilende Passanten, was sie denn unter ‘Nachhaltigkeit’ verstehen würden.
Vermutlich würde der erste antworten: “Na, das mit vegan und vegetarisch. Also sich Bio-ernähren, oder?”
Ein anderer käme womöglich mit “Na, Urlaub im eigenen Land machen – nicht in den Flieger steigen und schon gar nicht eine Kreuzfahrt mit diesen Schwerdiesel-Schiffen machen, oder?”
Und vielleicht würden wir an jemanden geraten, der uns sagte: “Na, das mit nachhaltiger Landwirtschaft, also gentechnisch veränderte Kartoffeln, Glyphosat und so, oder?”
Und weil dies ein Blog für Finanzberater:innen und alle an nachhaltiger Geldanlage interessierte Menschen ist, fragen wir solange weiter, bis uns mal einer irgendwas antwortet in Richtung: “Na, dass ich mein Geld so anlege, dass damit die Umwelt geschont wird, oder”
Und schon haben wir unsere ersten Definitionen für Nachhaltigkeit. Jeder versteht darunter etwas anderes, aber vermutlich jeder wüsste darauf etwas zu sagen.
Was aber ist nun Nachhaltigkeit?
Ganz intuitiv, nachdem wir uns die Grafik kurz angesehen haben, nicken wir innerlich und sagen uns, dass wir dies so unterschreiben können.
Absolut einleuchtend ist es, aus seinem Teich nicht alle Forellen herauszuholen. Weiser ist es, genau so viele leben zu lassen, dass sich die Population bis zur nächsten Saison wieder auf den gewünschten Bestand erholt hat.
Und das können wir übertragen auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen, Almwiesen, Waldbestände, Luft, Flüsse, den Wildlachs und viele andere Bereiche. Kleine Anmerkung am Rande: Hier in Europa ist das praktisch kein Thema mehr. Aber wenn wir global anlegende Aktienfond betrachten, die auch in Schwellenländer nach aussichtsreichen Aktien suche – dort ist es ein großes Thema.
Aber wenn das doch alles so einleuchtend ist: Aus welchen Gründen werden dann in Brasilien und anderen Ländern die Bäume großflächig abgeholzt? Warum entstehen in Südost-Asien Palmöl-Plantagen statt den Wald dort natürlich wachsen zu lassen?
Erster Grund: Sowohl die Ökonomin als auch die Ökologin haben einen Absolutheitsanspruch. Obwohl weder die ökonomischen noch die ökologischen Wirkungsketten vollständig bekannt sind, nimmt jede Seite für sich in Anspruch, dass es so ist, wie sie es sagt.
Wir kennen das von den abendlichen Talkshows, wo sich zumeist zwei konträre Meinungen gegenüberstehen. Manchmal hört man es deutlicher heraus, manches Mal nur zwischen den Zeilen: Solange du mir nicht mit absoluter Gewissheit sagen kannst, dass es so ist, wie du sagst – bleibe ich bei meiner Meinung und mache so weiter wie bisher.
Das können wir nun leicht auf die Wirtschaft übertragen: Solange die Ökologin nicht mit absoluter Gewissheit beweisen kann, dass der Klimawandel da ist und Schäden in dem Ausmaß verursacht, wie die Ökologin es behauptet… verschmutzt die Wirtschaft erstmal die Umwelt so weiter wie bisher.
Ohne einen staatlichen Zwangseingriff gibt es also aus dieser Überlegung heraus keine Reduzierung der Umweltverschmutzung durch die Wirtschaft.
Zweiter Grund: Die Umwelt zu verschmutzen kostet nichts. Hier in Europa inzwischen schon, denn hier haben wir beispielsweise Verschmutzungsrechte, die über die Börse gekauft werden müssen oder wir haben Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in den Innenstädten. Aber in vielen Schwellenländern und mehr noch in den Entwicklungsländern sind die staatlichen Umweltschutzmaßnahmen noch nicht sehr ausgeprägt.
Und solange eine Fabrik nichts dafür bezahlen muss, die Luft oder den nahen Fluss zu verschmutzen, wird sie es tun. Dass die Bevölkerung ob der schlechten Luft krank wird oder dass Fischer oder Landwirte weiter unten am Fluss ihrer Existenz beraubt werden, spiegelt sich im Wirtschaftskalkül der Fabriken nicht wieder.
Insofern gibt es keinen Anreiz für Unternehmen, die Luft- und Wasserverschmutzung zu verringern.
Dritter Grund: Von der Benutzung der Luft und anderer Güter kann niemand ausgeschlossen werden. Und wenn niemand vom Konsum ausgeschlossen werden kann, wird ein Gut übermäßig stark genutzt. Wenn Sie jetzt sagen, ‘Hey, aber der Staat kann doch eine Fabrik stilllegen, wenn sie gegen Umweltauflagen verstößt!’, dann haben Sie absolut Recht. Der Staat greift ein, weil der Markt versagt. Nur der Staat kann vom Konsum ausschließen – eine Privatperson oder ein Unternehmen kann niemanden davon ausschließen, die Luft zu verschmutzen.
Und dies können wir jetzt wieder auf andere Themenbereiche übertragen wie die Benutzung von Autobahnen oder die Überfischung der Meere jenseits der 200-Meilen-Grenze. Und erneut haben Sie Recht, wenn Sie rufen, dass es da doch die LKW-Maut auf deutschen Autobahnen gibt. Genau aus diesem Grund gibt es die LKW-Maut: Weil der Staat bisher niemanden von der Benutzung der Autobahn ausgeschlossen hatte, hat der LKW-Verkehr so rapide zugenommen und der Staat sah sich aus Umweltschutzgründen gezwungen, einzuschreiten. Erneut: Die Unternehmen haben aus sich heraus keinen natürlichen Anreiz, von der Straße auf die Schiene zu wechseln.
Vierter Grund: Die Umwelt zu benutzen, hat einen Nutzen für eine einzelne Person bzw. für ein Unternehmen. Der Anteil an der Umweltverschmutzung dieser Einzelperson oder des Unternehmens ist jedoch extrem klein. Findet also eine Nutzenabwägung statt, gewinnt regelmäßig der eigene Nutzen und die Umwelt verliert.
Ein Beispiel: Eigentlich sollen wir in den Städten das eigene Auto stehen lassen und stattdessen mit den Öffis fahren. Das käme der Umwelt zugute. In der Nutzenabwägung jedoch finden es viele recht erstrebenswert, allein in ihrem Auto zu sitzen, vielleicht ein Telefonat zu führen, wo niemand mithört oder einfach nur, morgens noch keine anderen Menschen sehen zu müssen. Dass sie mit ihrem Auto die Umwelt verschmutzen wird niemand leugnen, aber man hat doch nur einen Anteil von praktisch Null an der Umweltverschmutzung. Insofern verliert bei dieser Nutzenabwägung die Umwelt.
Fazit
Es gibt nachvollziehbare Gründe, warum der Markt es nicht alleine regeln kann, dass sich Menschen und Unternehmen nachhaltig/umweltschonend verhalten. Der Staat muss infolgedessen dieses Marktversagen mit staatlichen Eingriffen verhindern.
Ihre tägliche Beraterpraxis
Völlig berechtigt wäre es, einzuwerfen: ‘Wieso sollte ich mir dieses Wissen aneignen? Wo ist der Beratungsansatz!”
Ganz klar: Dies ist Hintergrundwissen und es erfüllt den Zweck, dass Sie in Kundengesprächen ein souveräneres Auftreten haben werden. Sobald Ihr Kunde im Beratungsgespräch über seine Motivation spricht, sein Geld nachhaltig anlegen zu wollen und er vielleicht erwähnt, dass er gar nicht verstehen kann, wie er selbst früher einmal anders darüber denken konnte oder wieso eigentlich nicht jeder so denkt wie er – nicken Sie ihm innerlich zu. Dies zeigt sich ganz klar in Ihrer Körpersprache und das wird unbewusst von Ihrem Kunden wahrgenommen werden. Dies wiederum führt bei vermutlich den meisten Ihrer Kunden dazu, dass Sie als fachkundiger Experte wahrgenommen werden und das wiederum führt über eine Mund-zu-Mund-Propaganda zu neuen Kunden.