ETC am Beispiel Kupfer
- 8. September 2023
- Dr. Stephan Müller
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Schnell mal ein wenig Kontext: Kupfer wird gebraucht, um die grüne Energie von den Windkrafträdern bis zu den Industriestandorten leiten zu können. Es ist also ein Rohstoff, der unabdingbar ist beim Umbau der Wirtschaft. Damit bekommt Kupfer eine ‘Ausnahmeregelung’ und wird nachhaltig.
Was sind ETC?
ETC gehören zu den Zertifikaten, also zu den Anleihen mit besonderen Anleihebedingungen. Statt einer festen Verzinsung gibt es die Entwicklung des Kupferpreises.
Abzugrenzen sind die Exchange Traded Commodities (ETC) von den Exchange Traded Funds (ETF): ETF sind ein Sondervermögen und damit geschützt vor einer Insolvenz. ETC sind Anleihen und damit dem Bonitätsrisiko der Herausgeberin des ETC ausgesetzt.
Welche Risiken stecken in einem ETC?
Emittentenrisiko: Die Herausgeberin geht Pleite. Um dieses Risiko zu minimieren, werden Kupferbarren im Tresor eines Treuhänders hinterlegt, die im Insolvenzfall verkauft werden können.
Währungsrisiko: Kupfer wird in USD gehandelt, die ETCs hier in Europa notieren in EUR. Und schon haben wir das Währungspaar EUR/USD, aus dessen Wertentwicklung ein zusätzlicher Ertrag (Chance) oder ein Verlust (Risiko) resultiert.
Rollrisiko: Die ETCs bilden nicht wirklich den Kupferpreis nach, sondern den Wert des Futures auf den Kupferpreis. Futures sind nun wiederum ein besonderes Investment-Vehikel, das nach eigenen Regeln funktioniert. In Futures haben wir eine Laufzeit und zu dessen Laufzeitende muss der ETC seine Futures verkaufen und neue Futures kaufen. Damit gehen manchmal Gewinne und manchmal Verluste einher. Stichworte sind hier Contango und Backwardation.
Prognoserisiko: Der Kupferpreis hängt von vielen zukunftsgerichteten Faktoren ab. Dazu zählt unter anderem, wie viele Minen tatsächlich erschlossen werden, abweichend von der erwarteten Anzahl an Erschließungen. Werden mehr als erwartet erschlossen, dürfte der Kupferpreis fallen. Das aber nur unter der Annahme, dass die Nachfrage nach Kupfer sich wie erwartet entwickelt. Und damit werden viele Konstellationen möglich: Mehr als erwartete Nachfrage nach Kupfer bei gleichzeitig weniger Neuerschließungen als erwartet – der Kupferpreis dürfte deutlich steigen. Bleibt die Nachfrage allerdings niedriger als erwartet und es werden mehr neue Kupferminen erschlossen als erwartet, dürfte der Kupferpreis deutlich sinken. Daneben gibt es reichlich weitere Konstellationen!
Was kann ich als FinanzberaterIn mit diesen Informationen nun anfangen?
Unsere Kunden brauchen eine Marktmeinung, wie sich die Nachfrage und das Angebot an Kupfer aus ihrer Sicht entwickeln werden. Wenn unsere Kunden eine solche Marktmeinung nicht haben, dann können Sie Ihren Kunden dabei helfen, sich eine Marktmeinung zu bilden, aber: Woher bekommen Sie die Marktmeinung?
Ist es nicht möglich, dass Ihr Kunde und Sie selbst eine Marktmeinung bilden, würde ich Kupfer nicht für ein Investment berücksichtigen.